Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Sitzender

Objekt: Sitzender
Standort: Eschenheimer Anlage
Stadtteil: Innenstadt
Künstler*in: Siebel, Michael
Material: Roter Sandstein
Entstehung: 1983
Aufstellung: 1983
Eigentum von: Stadt Frankfurt

Nicht weit entfernt von Betty hat sich ein Sitzender niedergelassen. Es handelt sich um eine Skulptur von Michael Siebel – seine Handschrift ist unverkennbar. Kraftvoll und authentisch verkörpert diese Skulptur in doppeltem Sinne des Wortes ein "Urgestein". Wie bereits drei Jahre zuvor, bei seiner Großen Diagonale in der Taunusanlage, griff Siebel auch hier auf bereits vorhandenes Material zurück. Der historische Stein, ein roter Sandstein, war ursprünglich ein Teil des Friedrich-Stoltze-Denkmals, das 1970 einer Neugestaltung weichen musste.
Siebel hat aus dem Naturstein eine nackte männliche Figur gehauen. Dabei blieb die ursprüngliche Form des Blocks erkennbar. Die Miene grimmig verzogen, die Arme auf die Oberschenkel gestützt, hockt der schwere Körper auf dem Steinblock. Eine Person zum Gedenken in Stein zu verewigen, ist eine Sache. Siebel geht jedoch den umgekehrten Weg: Er versucht, dem Stein eine Figur abzuringen. Die blockhafte Einheit von Figur und Stein vermittelt den Eindruck des Tragisch-Unerlösten sehr deutlich.
Doch der Mensch formt nicht nur den Stein – auch der Stein formt den Menschen, könnte Siebels Maxime lauten. "Wenn die Plastik schließlich fertig ist, dann ist ein Teil des Steins in mir und ein Teil von mir in ihm", so der Künstler. Letztlich ist die Gestaltung des Steinrohlings durch die Hand des Bildhauers nicht ausschließlich reine körperliche Arbeit, sondern auch eine geistige und emotionale Auseinandersetzung. Der Stein lebt und verlangt dem Künstler etwas ab, wenn er auf Widerstände stößt und auf individuelle Charaktereigenschaften seines Materials reagieren muss.

Text: Kulturamt

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