Zu seinem 100. Geburtstag 1859 herrschte eine unvorstellbare Begeisterung für Friedrich Schiller. In zahlreichen deutschen Städten wurden Denkmäler errichtet, so auch in Frankfurt. Ehrfurchtgebietend blickt der junge Dichter über sein Publikum hinweg. Buch und Feder kennzeichnen den Verfasser von Dramen und Gedichten. Der Lorbeerkranz unterstreicht die Bedeutung Schillers, der die deutsche Literatur maßgeblich mitprägte.
Das Schiller-Denkmal entspricht ganz der Tradition, die bis in die Antike zurückgeht. Merkmale sind das Herausheben des Dargestellten über sein Publikum durch Überlebensgröße und Postament, die Bekränzung mit Lorbeer und die Beigabe aussagekräftiger Attribute.
In unmittelbarer Nähe stehen zwei Denkmäler, die ebenfalls Dichter ehren – allerdings in ganz unterschiedlichen Formen. Der Vergleich zeigt, wie sich die Auffassungen von derselben Aufgabe innerhalb von 120 Jahren verändern konnten. Bei dem rund 50 Jahre jüngeren Heine-Denkmal stellen die Figuren auf dem Sockel nicht den Dichter, sondern sein Schaffen dar; das Dichterbildnis ist auf eine Plakette am Sockel reduziert. Etwa weitere 70 Jahre später entstand Ein Haus für Goethe von Eduardo Chillida. Hier wird auf jegliche figürliche Darstellung verzichtet. Darüber hinaus kommt es nicht nur gänzlich ohne Sockel aus, es kann sogar betreten werden – es ist offen für alle.
Text: Christine Taxer, 2021