Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Siebel, Michael

geb. 1951 in Frankfurt
lebt und arbeitet in Wiesbaden

Nach einer Lehre als Steinmetz studierte Michael Siebel Bildhauerei an der Frankfurter Städelschule (1975–1979). Im Anschluss arbeitete er als freier Bildhauer, wobei viele seiner Arbeiten im Auftrag der Stadt Frankfurt erfolgten. Im öffentlichen Stadtraum sind heute unter anderem zu sehen: Die große Diagonale (1980), Taunusanlage; Wappen der Partnerstädte (1982), Hasengasse; Sitzender (1983), Eschenheimer Anlage; Fischernachen (2002), Obermainanlage; Living Stone (zusammen mit Jugendlichen der Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus, ab 2000), Gustavsburgplatz. 1992 gründete Siebel zusammen mit Fritz Meihofer die Bildhauerwerkstatt Gallus im Rahmen der Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus. Sie richtet sich an straffällig gewordene Jugendliche und freiwillige Teilnehmer*innen und bietet ihnen an, künstlerisch zu arbeiten – was Siebel eine Arbeit an der "sozialen Plastik" nennt (in: Michael Siebel. Reduktion. Ausstellungskatalog, Frankfurt am Main 2022, S. 98).
Siebels künstlerische Arbeit entspricht der traditionellen Vorstellung von "Skulptur": Von Stein oder Holz wird Material abgetragen, bis die gewünschte Form entstanden ist. Dafür sind bestimmte Werkzeuge notwendig, unter anderem Hammer und Meißel, Hohleisen und Fäustel. Mit ihrer Hilfe findet eine Auseinandersetzung mit dem Material statt. Einige Werkzeuge bezieht Siebel von einem Schmied, der sie extra für ein ganz bestimmtes Material hergestellt hat.
Seine Arbeit beschreibt Siebel am Beispiel Fischernachen, dem Denkmal für die Frankfurter Fischerzunft: "Ausgangspunkt war ein mehrere Tonnen schwerer Sandstein. Die grobe Form wurde abgekeilt, das heißt, in Bohrlöchern wurden Eisenkeile gesetzt und mit dem Vorschlaghammer in den Stein getrieben, bis am Klang erkennbar sich Risse bildeten und das überflüssige Material sich löste. Die immer genauere Ausarbeitung erfolgte mit dem Presslufthammer und der Trennscheibe, bis zum Gebrauch des Schrifteisens vor der Fertigstellung." (Siebel im oben genannten AK, S. 59)
Das Projekt Living Stone entstand durch die Tätigkeit in der Bildhauerwerkstatt Gallus, hier hat Siebel zusammen mit Jugendlichen ein Denkmal geschaffen. In einen riesigen Sandstein gemeißelt ist der Satz "Nichts bleibt, wie es ist", und während diese Inschrift bleibt, bearbeiten die Jugendlichen in Abständen von einigen Jahren den Stein nach ihren Vorstellungen und gestalten so immer wieder neu ein eigenes Denkmal in ihrem Stadtteil. Das Projekt folgt also dem künstlerischen Ansatz, dass ein Denkmal "einem regelmäßigen Gestaltungsprozess unterliegt und nicht für immer festgeschrieben sein muss" (so Susanne Kujer im oben genannten AK, S. 7). "Die Neugestaltung spiegelt zugleich die Entwicklung im Stadtteil wider und bietet daher ebenso einen zeitgemäßen Ansatz für den Blick in und auf die Veränderungen im öffentlichen Stadtraum." (Ebd.)

Text: Christine Taxer, 2023

Mehr zum Künstler: Website Siebel
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