Nicht der leichtfüßige Jüngling oben auf dem Sockel stellt Heinrich Heine dar – den erkennt man auf der Bildnis-Plakette an der Sockelvorderseite. Die Dichtung Heines ist es, die Georg Kolbe in den beiden lebensgroßen Bronzefiguren verbildlichen wollte. Der Bildhauer orientierte sich dafür an zwei Balletttänzer*innen und schuf so Figuren, deren Körpersprache von Eleganz geprägt ist und einen Wechsel von Ruhe und Bewegung bietet – damit eine Darstellung von "Rhythmus".
Mit dieser Idee durchgesetzt hat sich Kolbe bei einem Wettbewerb. Eine Vorgabe war, dass ausdrücklich der Künstler Heine gezeigt würde, nicht der Revolutionär. Das ausschließlich über Spenden von Bürger*innen finanzierte Denkmal wurde 1913 enthüllt und begeistert aufgenommen.
Seine weitere Geschichte allerdings war wechselvoll. 1933 wurde es zerstört; Valentin Senger schildert in seinem Buch Kaiserhofstraße 12, wie Hitlerjungen die Figuren mit einem Stemmeisen vom Sockel brachen. Das Mädchen und der Jüngling konnten allerdings geborgen werden; nach ihrer Restaurierung blieben sie die Zeit des Nationalsozialismus über im Städel. Bis zu ihrer Einlagerung standen sie unter dem unverfänglichen Titel Frühlingslied im Garten des Museums. 1947 wurden sie in der Taunusanlage aufgestellt und mit neuem Sockel sowie neu geschaffener Bildnis-Plakette versehen.
Beim Frankfurter Heine-Denkmal handelt es sich um das erste in Deutschland. Es ist eines von drei Monumenten, die in der Taunusanlage Dichter ehren. Einen kurzen Vergleich mit dem Schiller-Denkmal und mit Ein Haus für Goethe finden Sie im Text zum erstgenannten Objekt.
Text: Christine Taxer, 2021