Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Strugalla, Clemens

geb. 1950 in Auerbach/Vogtland
lebt und arbeitet in Weisel/Mittelrhein

Clemens M. Strugalla studierte Kunst- und Werkpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (1970–1971, 1973–1977) und war im Anschluss Wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Elementares Formen im Fachbereich Architektur an der Technischen Universität Braunschweig (1977–1979). Zwischen 1980 und 1998 hatte er eine Werkstatt im Frankfurter Stadtteil Griesheim, ab 1988 eine weitere in der ehemaligen Schiefergrube Kreuzberg bei Weisel. Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz finden hier seit 1993 jährlich Tage des offenen Ateliers statt.
Im Zentrum seiner künstlerischen Auseinandersetzung steht die menschliche Figur. Zunächst setzte sich Strugalla mit der klassischen Figur auseinander und gestaltete etwa auch Aktfiguren nach dem lebenden Modell; entsprechend war sein Fachgebiet an der TU das Modellieren und Aktzeichnen. Später arbeitete er immer frei. Sein Interesse dabei gilt dem menschlichen Verhalten: Es geht um Beziehungen, Abhängigkeiten und Widersprüche. In harter körperlicher Arbeit fertigt der Bildhauer Einzelfiguren und Gruppenkompositionen in Plastik und Skulptur.
Ein Beispiel ist der Beobachtende von 1978, der zurzeit im Rahmen der Massenheimer Auenkunst gezeigt wird (auf einem Areal im Bad Vilbeler Stadtteil Massenheim, nördlich von Frankfurt). Im Kontrapost, im Spiel von Anspannung und Entspannung also, richtet diese Figur ihre Aufmerksamkeit auf ein Geschehen. Eine Hand hält die andere hinterm Rücken fest, was von potentieller Handlung spricht: "Schaue ich erst oder mische ich mich doch ein?" (so Astrid von Luxburg auf der Website der Massenheimer Auenkunst). Auf diese Weise entsteht eine Momentaufnahme innerer Einstellungen.
Über die Jahrzehnte entstanden auch immer wieder Werke für den Frankfurter öffentlichen Raum: darunter Gedenktafeln für Johanna Kirchner (1992) und Walter Kolb (2002) sowie die Gedenkstelen für die von den Nationalsozialist*innen verfolgten Zeugen Jehovas (2005) und für Paul Arnsberg (2011).
Die Stele für Paul Arnsberg im Frankfurter Ostend ist als Säule mit dreieckigem Grundriss ausgeführt. Sie besteht aus Edelstahl, ihre Wände sind glatt und tragen unterhalb der Oberkante ein umlaufendes Reliefband. Hier sind ein Porträt Arnsbergs, eine Inschrift sowie stilisierte Motive eingraviert. Diese Motive symbolisieren jüdische Festtage und verweisen somit auf das jüdische Leben, das das Frankfurter Ostend bis zu dessen Zerstörung im Nationalsozialismus prägte – und das Paul Arnsberg (nach seinem Exil und seiner Rückkehr in seine Heimatstadt 1958) erforschte und in seinen Schriften lebendig hielt.

Text: Christine Taxer, 2023

Mehr zum Künstler: Website Strugalla
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