geb. am 25.04.1876 in Hanau
gest. am 07.09.1965 in Frankfurt am Main
August Bischoff besuchte sechs Jahre die Königliche Zeichenakademie in Hanau. Der Ausbildung an der 1772 gegründeten Akademie für edelmetallverarbeitende Berufe folgte von 1901–1904 ein Bildhauer-Studium am Städelschen Kunstinstitut, u. a. in der Meisterklasse von Friedrich Hausmann. Seitdem lebte und arbeitete Bischoff als freier Bildhauer in Frankfurt, wo er 1921 ein eigenes Atelier einrichtete. Sein Auskommen sicherten private und öffentliche Auftraggeber, für die er vorwiegend Grab- und Ehrendenkmäler schuf. Darunter das Grabmal der Familie Carl Gottschalk (1908) in der Gruftenhalle des Frankfurter Hauptfriedhofs und das ebenda gelegene Grabmal der Familie Oppermann, das er um 1918 fertigstellte. Die Grabmäler der Familie Riese (1914) und Fritz Mahr (1919) auf dem Hauptfriedhof sind ebenfalls von ihm. Für das „Denkmal der Arbeit“ in Hanau entwarf er die beiden Kolossalfiguren „Arbeit“ und „Handel“ (1924) – der monumentale Gebäudekomplex ist auch als Wohnanlage für die Angestellten des Mainhafen gestaltet.
Das zentrale Motiv der von August Bischoff in den Jahren der Weimarer Republik gestalteten Ehrendenkmäler für die Gefallenen des Weltkriegs ist bei der Mehrheit eine aus Stein gehauene männliche Aktplastik. Sie können sich im Ausdruck
unterscheiden. So ist das Ehrenmal für die gefallenen Söhne der Gemeinde in der Dreikönigskirche in Sachsenhausen vielmehr ein Bild des Trauernden und Verzweifelnden. Deutlich heroisierend und verklärend sind dagegen Bischoffs in den späten 1920er-Jahren entstandene Kriegerdenkmäler in Michelstadt und Arnoldshain i. Taunus. Dort stehen Konzentration und Bereitschaft zum Schicksalskampf im Zentrum.
Bischoffs Schaffen in den Jahren der NS-Diktatur ist noch nicht untersucht worden. Es kann aber festgestellt werden, dass er regelmäßig an der NS-Leistungsschau „Große Deutsche Kunstausstellung“ (1937–1944) im Haus der Deutschen Kunst in München teilnahm. Seine Plastiken wurden dort von 1939–1941 und 1943 ausgestellt. Er zeigte Porträtbüsten, Tier- und Aktplastiken und verwendet im Nationalsozialismus politisch-ideologisch rezipierte Motive der nordischen Mythologie. Die Beteiligung Bischoffs an der NS-Leistungsschau der „deutschen Kunst“ in München mit anschlussfähigen bis hin zu offensichtlich NS-ideologischen Motiven ist ein Indiz für den Konformismus des Bildhauers. Die weitere Untersuchung seines Wirkens im NS erscheint deshalb umso dringender.
Im öffentlichen Raum Frankfurts sind neben der 1952 eingeweihten Gedenktafel mit Porträtreliefs von Heinrich Hoffman und Engelbert Humperdinck auch der im Auftrag des Bezirksverein Sachsenhausen entstandene Bockenheimer Brunnen am Oppenheimer Platz von ihm. Die Brunnenanlage mit Jünglingsstatue aus Bronze wurde 1932 zum Gedächtnis an den Arzt und Klinkgründer Jacob Hermann Bockeheimer (1837–1908) errichtet. Die Bronzeplastik des Brunnens wurde 1942 eingeschmolzen und 1949 durch einen Neuguss aus Kupfer ersetzt. Auch in der Sammlung des Städel sowie des Historischen Museums befinden sich Werke von August Bischoff. Eine Großplastik mit dem Titel „Wiederaufbau" ist im Besitz des Landesarbeitsamtes. Der Nachlass Bischoffs liegt im Institut für Stadtgeschichte.
Text: Ambra Frank, 2024
Ausserdem zu August Bischoff: Frankfurter Personenlexikon Bio AB