Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Borofsky, Jonathan

geb. 1942 in Boston, Massachusetts
lebt und arbeitet in Ogunquit, Maine

Nach dem Abschluss seines Kunststudiums an verschiedenen Institutionen kam Jonathan Borofsky nach New York, ins Zentrum der Kunstwelt seiner Zeit. Unter anderem lehrte er hier an der School of Visual Arts. Ein Lehrauftrag am California Institute of the Arts führte ihn 1977 nach Los Angeles, bis er sich in Ogunquit, Maine niederließ.
Das Werk Borofskys ist vielgestaltig und lässt sich keinem künstlerischen Konzept zuordnen. Einerseits greift er über die Jahrzehnte hinweg Elemente und Ideen zeitgenössischer Strömungen auf, andererseits ist sein Arbeiten durch die Suche nach künstlerischer Einzigartigkeit bestimmt.
Während er in den 1960er Jahren den Minimalismus und die Pop Art miteinander zu verbinden suchte, schloss er sich gegen Ende der 1960er der Konzeptkunst an. Hier ist sein Counting-Projekt zu nennen. Dabei schrieb er über mehrere Jahre hinweg Zahlenreihen auf Papierbögen – zu verstehen als eine Zeichnung, die sich mit dem Thema Zeit befasst. Mehrfach wurden meterhohe Stapel aus mit Zahlen beschriebenen Papierbögen ausgestellt, unter anderem auf Einladung Sol LeWitts. Außerdem entstanden die Thought Books, die Borofskys Gedanken zu Zeit und Raum in Form von Zahlen, Diagrammen und Modellen festhalten.
Um 1971 nahm Borofsky seine malerische und plastische Arbeit wieder auf. Nun entstanden auch die Großplastiken, die seine internationale Bekanntheit begründeten. Rund um den Globus stehen Versionen von mehreren Grundmotiven; um einige deutsche Beispiele zu nennen: Im Außenraum des Ludwig Form für internationale Kunst in Aachen befindet sich ein Ballerina Clown (1991), vor dem Kulturbahnhof in Kassel ein Man Walking to the Sky (1992 zur documenta IX errichtet), in der Berliner Spree drei Figuren des Molecule Man (1999).
Ein weiteres dieser Grundmotive ist der Hammering Man. Mit seiner unablässigen Bewegung ist er ein Bild für menschliche Arbeit – sowohl geistiger als auch körperlicher Natur. Seit 1979 wurden zahlreiche, teils riesenhafte Figuren geschaffen, die sich im öffentlichen Raum großer Städte befinden und hier mit Zentren wirtschaftlicher Aktivität oder auch Museen verbunden sind. Entsprechend die Frankfurter Version, die seit 1991 vor der Messe steht.
Der Hammering Man und das Counting sind sehr unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen, mit denen sich Borofsky seit einigen Jahrzehnten intensiv auseinandersetzt. Während der Hammering Man auf das Fortlaufen von Zeit verweist, macht das Aufschreiben von Zahlen beim Counting den Zeitverlauf auch greifbar: Es ist reales Ergebnis von künstlerischer Arbeit und Arbeitszeit – man kann sagen: Borofsky selbst tritt hier als Hammering Man auf.

Text: Christine Taxer, 2023

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