Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Kissel, Rolf

geb. 1929 in Frankfurt am Main
lebt und arbeitet in Bad Nauheim

Seit seinem Studium an der Städelschule (1956–1961) ist Rolf Kissel als freier Künstler tätig. Die Frankfurter Öffentlichkeit kennt ihn spätestens seit 1961, als seine erste Einzelausstellung in der Zimmergalerie Franck stattfand, und hat ihn seitdem als Objektkünstler, Zeichner, Bildhauer, Installationskünstler, Maler, Grafiker und Collagekünstler erlebt. 2019, zu seinem 90. Geburtstag, versammelte der Frankfurter Ausstellungsraum AusstellungsHalle Schulstraße 1A Werke aus allen Abschnitten des langen Künstlerlebens.
In den frühen 1960er Jahren entstanden die "Bildblöcke", wie er selbst sie nannte, für die ein dicker, durch Spachtel und Kamm geformter Farbauftrag charakteristisch ist – Strukturen also, die in den Raum greifen und ihn einbeziehen. Etwas später folgten die rein weißen Licht-Reliefs: Wandobjekte, die aus Holz gefertigt und mit weißer Acrylfarbe bemalt sind. Durch die erhaben oder vertieft angesetzten Holzlamellen bilden sie Raum- und Flächenformen, die sich den Betrachter*innen, durch deren Bewegungen im Raum, immer wieder neu präsentieren. Licht, Bewegung, Raum – in der Beschäftigung mit diesen Themen zeigt sich eine Nähe zur ZERO-Bewegung, der sich Kissel letztlich jedoch nicht angeschlossen hat.
Licht ist auch das zentrale Thema der Aluminium-Objekte, die Kissel in den 1970er Jahren fertigte und entsprechend ebenfalls Licht-Reliefs betitelte. Hier ziehen sich matte und hochglänzende Reliefelemente horizontal oder vertikal über die Bildoberfläche. Mit diesen Arbeiten verwandt sind seine bedeutenden Kunst-am-Bau-Projekte, etwa das 34 Meter lange Licht-Relief (1974) für das Kongresszentrum Rosengarten in Mannheim und die Blechharfe (1981) in der Alten Oper.
In den 1980er Jahren engagierte sich Kissel zunehmend politisch, so in der Friedensbewegung und im Börneplatz-Konflikt. Elemente daraus flossen in sein künstlerisches Arbeiten ein, etwa in die Briefe aus Weimar (1995). Es handelt sich dabei um Zeichnungscollagen, die in dieser Stadt entstandene, sich aber grundlegend unterscheidende Schriftstücke miteinander verbinden: darunter Gespräche zwischen Goethe und Eckermann sowie Briefe und amtliche Dokumente aus Buchenwald, also Zeugnisse der Weimarer Klassik und aus dem Nationalsozialismus.

Text: Christine Taxer, 2024
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