Georg Kolbe war ein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgreich arbeitender Bildhauer und gilt als Vertreter der idealistischen Aktplastik. In Dresden und München studierte er zuerst Malerei, wandte sich um 1900 aber der Bildhauer zu. Seit 1904 lebte und arbeitete er in seiner Wahlheimat Berlin. Neben den vorwiegend in Bronze ausgeführten bildhauerischen Arbeiten hinterließ er ein umfangreiches zeichnerisches Werk. Von seinen Skulpturen sprach Kolbe auch als Ausdrucksplastik, die einen klassischen und harmonischen Gleichklang von Körper und Seele darstellen sollte. Ab den 1910er-Jahren stieg sein Ansehen und seine Bekanntheit, während der Weimarer Republik konnte er sich auch international etablieren.
In der Zeit des Nationalsozialismus war Kolbe weiterhin erfolgreich als Bildhauer tätig und wurde vom NS-Kunstbetrieb gefördert und unterstützt. Seine Werke wurden auf NS-Propaganda- und Leistungsschauen präsentiert. Er erhielt öffentliche Aufträge und Preise, einschließlich des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt im Jahr 1936. In den späten 1930er-Jahren gestaltet er monumentale und heroisierende Menschenbilder und entwickelt eine Neigung zu pathetischen Kompositionen. Kolbe verstand es damit, den Forderungen der NS-Kulturpolitik nach einer identitätsstiftenden Kunst nachzukommen. Sein Name steht auf der 1944 vom NS-Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zusammengestellten Gottbegnadeten-Liste.
Nach Berlin ist Frankfurt eine der bedeutendsten Städte in Kolbes Schaffen. Zahlreiche Werke von ihm befinden sich in der Sammlung der Städtischen Galerie im Städel und im öffentlichen Raum der Mainmetropole. Er gestaltete das 1913 in der Friedberger Anlage enthüllte Heine-Denkmal, das 1947 in der Taunusanlage errichtete Beethoven-Denkmal und den 1954 aufgestellten Ring der Statuen im Rothschildpark. Die Aktplastik Stehendes Mädchen (1937) im Goethe-Haus ist von ihm. Ebenso die 1921 für die Städtische Galerie im Städel erworbene Bronzestatue Adam (1920), die im Zuge umfangreicher Renovierungsarbeiten am Hauptgebäude des Städel 1996 auf den Hauptfriedhof versetzt wurde.
Text: Ambra Frank 2023
https://www.georg-kolbe-museum.de/georg-kolbe/biografie/