"max bill, formgestalter bauhaus, dessau. entwürfe für architektur, reklame, grafik, innenausbau nur ganz modern"
So bietet Max Bill (1908–1994) in einer Zeitschrift 1929 seine Dienste an – und bringt mit Anfang 20 auf den Punkt, woran er auch in den nächsten über 60 Jahren arbeiten wird. Zu ergänzen wäre, dass er nicht nur als angewandter, sondern auch als bildender Künstler brillierte. Immer wieder wirkte er auch als Theoretiker und Vermittler, etwa als Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung HfG Ulm, die in Nachfolge des Weimarer Bauhauses stand und sich ebenfalls als immens einflussreich erweisen sollte. Kontinuität wiederum gilt als ein Hauptwerk der Zürcher Schule der Konkreten, wobei sich der Titel in mehreren Hinsichten verstehen lässt.
Zunächst einmal beschäftige sich Bill immer wieder mit Bändern. Die Form der Endlosschleife – eine Figur fortgesetzter Bewegung – begleitete sein Werk, schon in den 1930er Jahren entstand eine Vorform der Frankfurter Skulptur, die Unendliche Schleife. Ursprünglich für eine Industrieausstellung in London entworfen, wurde ein Modell 1936 auf der Triennale di Milano ausgestellt und 1947 schließlich für die Zürcher Kantonale Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung als Skulptur von etwa drei Metern Höhe umgesetzt. Die Großplastik in Frankfurt entstand im Auftrag der Deutschen Bank und wurde 1986 aufgestellt; ihre Höhe beträgt 4,5 Meter, mit 80 Tonnen zählt sie zu den schwersten Granitskulpturen weltweit.
Die Skulptur entspricht dem Bestreben der konkreten Kunst, Formen zu entwickeln, die nicht in der Natur vorkommen. Für Bill gelingt dies etwa durch die Mittel der Rationalität und Technik: "Ich bin der Auffassung, es sei möglich, eine Kunst weitgehend auf Grund einer mathematischen Denkweise zu entwickeln" (in: Die mathematische Denkweise in der Kunst unserer Zeit, in: Werk Nr. 3, 1949). In diesem Zusammenhang ist die Endlosschleife (das "Möbiusband") eine naheliegende Antwort.
Ein interessanter Fall also – wie ausgerechnet "Kontinuität" das Vorhaben "nur ganz modern" einlöst!
Text: Christine Taxer, 2021