geb. 1974 in Kopenhagen
lebt und arbeitet in Berlin
Jeppe Hein absolvierte ein Kunststudium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen (1997–2003). Auch eine Schreinerlehre sowie Assistenzen bei mehreren Künstlern, darunter Ólafur Elíasson, beeinflussten seine künstlerische Entwicklung. Heute gilt Hein als einer der wichtigsten zeitgenössischen Kunstschaffenden aus Skandinavien (so die
Einordnung in Collectors Agenda, 11.10.2020, S. 2; letzter Aufruf 19.11.2024). Er lebt und arbeitet in Berlin. Immer wieder hat er auch Zeit in Frankfurt verbracht, zuerst als Austauschstudent an der Städelschule (1999–2000).
Das Werk Heins vereint Elemente des Minimalismus, der Konzeptkunst und der Kinetischen Kunst. Dabei ist Kunst für ihn "eine besondere Form der Kommunikation" (zitiert nach einem
Beitrag von dlf kultur, 07.08.2019; letzter Aufruf 19.11.2024).
Für den Ansatz wegbereitend waren unter anderem die
Moving Benches (ab 2000) und die
Moving Walls (ab 2001): große, frei stehende Objekte, die sich sehr langsam im jeweiligen Ausstellungsraum bewegen; nur ein aufmerksames Publikum bemerkt nach einer Weile, dass sich der Raum geändert hat – um dann die Umgebung und ihre räumlichen Qualitäten neu zu erfahren und wahrzunehmen. Hein erinnert sich an das zuerst in Frankfurt gezeigte Objekt: "This was my first interactive work. At that time, I watched how people interacted with it and I was happy about how it worked, and the pleasure people derived from communicating with my art." (Zitiert nach dem
Interview in Collectors Agenda, 11.10.2020, S. 5; letzter Aufruf 19.11.2024)
Eine weitere wichtige Station war die Ausstellung
360° Presence (Johann König Galerie, Berlin, 2002). Sobald ein*e Besucher*in den Raum betrat, setzte sich eine Stahlkugel von 70 Zentimetern Durchmesser in Bewegung, langsam und unkontrolliert. Die Kugel rollte auch gegen die Wand, aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts beschädigte sie diese dabei. Erst wenn das Publikum den Raum verließ, kam die Kugel wieder zur Ruhe.
In den letzten Jahren richtete der Künstler sein Augenmerk verstärkt auf soziale Aspekte: Wie geht man mit sich selbst um, wie mit anderen? Ein Schlüsselwerk ist die Arbeit
Today I Feel Like (2020), die gemeinsam mit Besucher*innen in der Frankfurter Schirn entstand. Hier hatte der Künstler die Rotunde mit Hunderten blauer Kreise vorbereitet, in die die Besucher*innen, ausgestattet mit Pinsel und Farbeimer, ein Emoji ihrer momentanen Befindlichkeit malen konnten. Zum Projekt gehörte auch ein Kaffeestand mit dem programmatischen Namen
Smil Kaffe (smil = lächeln), der zum Verweilen einlud.
Ein weiteres partizipatorisches Projekt war
Breathe with Me. Anlässlich der UN-Generalversammlung zum Klimaschutz 2019 in New York durchgeführt, erhielt es weltweit Resonanz. Die Teilnehmenden waren – erst im UN-Hauptquartier, dann im Central Park – eingeladen, ihren Atem mit einem Pinselstrich zu visualisieren.
Das Projekt war also teilweise im öffentlichen Raum angesiedelt – wie überhaupt zahlreiche Arbeiten von Jeppe Hein. Ortsspezifisch angelegt, beziehen sie sich auf den urbanen und architektonischen Kontext sowie auf die hier vorzufindenden Menschen und deren Interaktionen. Immer wieder tauchen dabei bestimmte Objekte auf, die die soziale Ausrichtung fördern können:
Modified Street Lights,
Modified Social Benches,
Water Pavilions und
Mirror Labyrinths. Beispiele für temporäre Projekte der letzten Jahre sind
kunst findet stadt (2021, Baden-Baden),
Changing Spaces (Rockefeller Center, New York, 2022) und
Appearing Rooms (Freilager-Platz, Basel, 2023). In Frankfurt ist das Werk Heins seit 2024 dauerhaft vertreten: mit dem Ensemble
Entangled Emotions, das drei
Modified Street Lights umfasst. Auch diese Arbeiten schaffen "ein neues Erlebnis zwischen Menschen", wie Hein sagt. "Man kommt ins Gespräch. In dieser Begegnung öffnet man sein Herz. Kunst ist für mich, das Herz zu öffnen, mehr Empathie in der Welt zu verbreiten." (Zitiert nach dem
Beitrag von dlf kultur, 07.08.2019; letzter Aufruf 19.11.2024.)