Granit, gespalten ist ein typisches Beispiel für das Werk des Bildhauers Ulrich Rückriem. Bei ihm im Vordergrund stehen die Wirkung des Materials und der sichtbar bleibende Arbeitsprozess: das Spalten, Schneiden, Schleifen und Polieren, das Wieder-Zusammensetzen, mitunter auch das Weglassen von Teilen des Steins, wobei es "jede Menge Variationsmöglichkeiten" gebe (Interview U.R., Café Deutschland). Für Frankfurter Skulptur ließ der Bildhauer in einem Steinbruch einen Granitblock teilen und dann die fünf Blöcke am Schaumainkai vor dem Städelmuseum zu einer zehn Meter hohen Stele übereinander setzen. Spuren des Werkprozesses blieben stehen: Reste von Bohrlöchern und Schnitten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Rückriems Skulpturen ist die jeweilige Platzierung der Arbeit. Es besteht ein Bezug zum Ort der Aufstellung – hier indem die vertikal ausgerichtete Skulptur in einen Dialog mit der Hochhaus-Skyline auf der gegenüberliegenden Mainseite tritt. "Ich will die Balance von Material und Arbeitsprozess, Form, Maß und Ort", formulierte der Bildhauer im Katalog zur documenta 8 (1987).
Text: Christine Taxer, 2021