Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

West, Franz

geb. 1947 in Wien
gest. 2012 in Wien

Von 1977 bis 1982 studierte Franz West an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Er hatte einen Lehrauftrag an der Frankfurter Städelschule (1992/93) und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Goldenen Bären für sein Lebenswerk auf der Biennale von Venedig (2011).
West war vor allem im Bereich des dreidimensionalen Gestaltens tätig und erarbeitete hier Plastiken, Environments und Installationen. "Das permanente Hinterfragen der eigenen Rolle, eine ständige Neukombination seiner eigenen Werke und Selbstironie gehören zu seinen unverkennbaren Markenzeichen", sagt Klaus Görner, der die Ausstellung im Frankfurter Museum für Moderne Kunst MMK 2013 mit kuratierte. Hinzu kommt die spezifische Interaktivität, die das Werk auszeichnet. Die Betrachtenden partizipieren an ihm; sie sind nicht bloße Zuschauer*innen, vielmehr können sie es körperlich erfahren und werden so Teil von ihm – erst dann ist es für West vollständig.
Eine große, weit über 600 Exemplare umfassende Werkgruppe sind die Passstücke. Seit den 1970er Jahren entstanden transportable Elemente, die West aus Gips, Papiermaché oder Metall fertigte und meist bunt bemalte. Häufig sind sie mit einem Haken versehen, so dass man solch ein "Stück" an sich befestigen – dem Körper "anpassen" und ihn somit erweitern – kann: daher der Name. Ihre Form ist undefinierbar; allerdings sagte West einmal, er glaube, Neurosen sähen im Falle ihrer Sichtbarkeit aus wie seine Passstücke – was wiederum auch die für West selbstironische Leichtigkeit illustriert. Passstücke können allerdings auch monumentale Ausmaße annehmen, wie etwa das Frankfurter Exemplar für den öffentlichen Raum zeigt: Die Blaue Skulptur (2012) misst etwa sechs Meter in der Höhe.
In einer Ausstellung präsentiert, lädt ein Passstück die Betrachtenden dazu ein, es in die Hand zu nehmen und auszuprobieren, wie man sich mit ihm bewegen und was man mit ihm machen kann. Wie fühlt es sich beispielsweise an, es zart auf den Arm zu nehmen? Wie, es mit Schwung durch die Luft zu schlagen? Egal, was sie tun: Die Betrachtenden sind eingebunden und tätig, durchbrechen auch mal die Grenze ihres Gewohnten mit absurden Aktionen – eine Anleitung für korrektes Verhalten gibt West nicht vor. So nimmt der Künstler letztlich keine autoritäre Rolle ein und lässt alle Zugänge gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Text: Christine Taxer, 2023

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