Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Goepfert, Hermann

geb. 1926 in Bad Nauheim
gest. 1982 in Antwerpen

Hermann Goepfert studierte Kunst zunächst an der Abendschule der Frankfurter Städelschule (1947–1951), sodann an der Städelschule selbst (1951–1958). Er befand sich stets im Austausch mit nationalen und internationalen Künstlerkolleg*innen, zu seinen Freund*innen und Kooperationspartner*innen zählten unter anderem die Künstler Lucio Fontana, Piero Manzoni und Jef Verheyen wie auch der Kunsttheoretiker Bazon Brock. Neben Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker gilt Goepfert als ein wichtiger Vertreter der ZERO-Bewegung. 1965 gründete er mit dem Architekten Johannes Hölzinger die Planungsgemeinschaft für neue Formen der Umwelt. Ab 1966 hielt er sich häufig in Antwerpen auf, wo er 1982 starb. Bis heute sind seine Arbeiten in Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.
1958 gegründet, bezeichnete ZERO eine Stunde Null, eine "Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht" (Otto Piene). Der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegskunst setzte man eine optimistische Lebens- und Kunstauffassung entgegen, der eine neue Form kinetischer Lichtkunst entsprach. Es entstanden Objekte, die mit Licht und Bewegung in den Raum greifen und ihn einbeziehen. "Licht ist Form": Nach diesem Motto arbeitete Goepfert, für den Licht ein direkt verwendbares Gestaltungsmedium und kinetisches Moment war. So etwa in den 1960/1961 gefertigten Weißbildern. Hier bearbeitete Goepfert die Oberfläche weißer Leinwände, später auch silbriger, stark reflektierender Metalle – brachte Grate auf oder, wie Fontana, setzte Schnitte –, sodass plastische Reliefs entstanden. Dies ist als ein Schritt vom Tafelbild zum Lichtobjekt zu bewerten.
Weitere Werkgruppen sind die Aluminiumreflektoren und Optophonien, die er 1964 auf der documenta III in der Abteilung Licht und Bewegung zeigte. Die Werkgruppe der Aluminiumreflektoren entstand ab 1962. Die Arbeiten glichen sich im Grundaufbau: Vor einer geformten, meist konkav gebogenen Aluminiumplatte hing ein Aluminiumgebilde. In den Optophonien wurden die Themen Licht und Bewegung um Ton erweitert. In Frankfurt ist eine spätere Fassung in der Alten Oper zu sehen und zu hören.
"Lebensräume aus Lichtobjekten zu bauen ist unser aller Traum" – Goepferts Vorhaben, bildende Kunst und Architektur miteinander zu integrieren, ist in einem weiteren Objekt für den Frankfurter öffentlichen Raum umgesetzt: in der Kinetischen Anlage am Eschenheimer Tor (1967). Je nach Lichteinfall und Standpunkt spiegeln die Metallkörper die Umwelt wider – und umgekehrt gestalten Licht, seine Reflexionen und deren durch das Wasserspiel generierten Bewegungen den umliegenden Raum.

Text: Christine Taxer, 2023
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