Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Meunier, Constantin

geb. 1831 in Etterbeek bei Brüssel
gest. 1905 in Ixelles

Constantin Meunier ließ sich sowohl in der Malerei wie auch in der Bildhauerei ausbilden. Nach seinem Studium an der Akademie in Brüssel war er drei Jahre lang Gehilfe des Bildhauers Charles August Fraikin und lernte fast acht Jahre lang beim Maler Francois-Joseph Navez. 1868 gründete er mit weiteren belgischen Avantgardisten die Société Libre des Beaux-Arts in Brüssel. Von 1887 bis 1896 bekleidete er eine Professur an der Academie Louvain. Hier wurden ihm ein Wohnsitz und ein Atelier zur Verfügung gestellt, und er bezog ein regelmäßiges Einkommen – ideale Umstände, um sich intensiv seinem künstlerischen Schaffen zu widmen. Im Anschluss kehrte er nach Brüssel zurück. Meunier nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil, bei der Internationalen Kunstausstellung in Dresden 1897 zum Beispiel präsentierte er eine Werkschau in zwei Sälen.
Obgleich er sowohl in der Malerei als auch in der Bildhauerei Meisterwerke des sozialen Realismus schuf, überwiegt seine Bekanntheit als Bildhauer. Neben George Minne gilt er heute als bekanntester Vertreter der belgischen Bildhauerei des 19. Jahrhunderts. Da er das Medium nachhaltig beeinflusste, nennt man ihn auch den "Rodin Belgiens". Im sozialistischen Realismus des 20. Jahrhunderts wurde die von ihm entwickelte idealisierte Darstellung von arbeitenden Menschen fortgeführt.
Am Beginn seines künstlerischen Schaffens stand die Malerei, und zwar hauptsächlich von historischen und sakralen Sujets. Die Hinwendung zu realistischen Themen steht im Zusammenhang seiner Reisen in die industrielle Welt: Im Rahmen des Auftrags, Illustrationen für das Buch La Belgique zu erstellen, lernte er die metallverarbeitende Industrie, Glashütten und Kohlebergwerke kennen – und zeigte sich, im Einklang mit den sozialen Bewegungen seiner Zeit, tief beeindruckt. Von nun an widmete er sich der Darstellung arbeitender Menschen auf dem Land, in der Industrie und in den Zechen. In seiner Sicht sind Bauern, Fabrikarbeiter und Bergleute mit menschlicher Würde ausgestattet, und sie erscheinen mit einem realistisches Gesicht. Auf dem Salon in Gent 1880 stellte Meunier eine Reihe von Gemälden über das harte Leben der Arbeiter in Kohlebergwerken und an Hochöfen aus – mit großen Erfolg. Vincent van Gogh etwa schrieb an seinen Bruder Theo: "Meunier, ein mir überlegener Künstler, hat die Frauen gemalt, die in der Borinage die Grubenwagen schieben, die Bergmänner, die in den Schacht einfahren, und die Fabriken mit ihren roten Dächern und schwarzen Schloten vor einem raffiniert grauen Himmel. Dinge, die zu malen ich mir erträumte" (1889).
1884 nahm Meunier die Bildhauerei wieder auf. Nach einem Besuch des Antwerpener Hafens war er davon überzeugt, in diesem Medium könne er seine Themen am besten ausdrücken. 1885 entstand eine seiner bekanntesten Skulpturen, Der Hafenarbeiter, von dem eine Version von 1893 auch in Frankfurt steht. Noch eine weitere seiner mitunter überlebensgroßen Bronzeskulpturen gibt es in Frankfurt: den Sämann (1890) im Günthersburgpark.
Heute befindet sich in seinem (von ihm selbst entworfenen) Brüsseler Wohnhaus und Atelier das Musée Meunier. Hier werden Werke und Dokumente aufbewahrt, die die Besucher*innen in die Welt des 19. Jahrhunderts in Belgien einführen.

Text: Christine Taxer, 2023

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