Objekt: | Denkmal für Fraa Rauscher |
Standort: | Klappergasse |
Stadtteil: | Sachsenhausen |
Künstler*in: | Krämer, Georg |
Material: | Figur: Bronze |
Entstehung: | 1961 |
Aufstellung: | Einweihung am 26.8.1961, anlässlich des 471. Sachsenhäuser Brunnenfests |
Eigentum von: | Stadt Frankfurt |
Die Frau Rauscher
aus de Klappergaß
die hot e Beul am Ei.
Ob's vom Rauscher,
ob's vom Alde kimmt,
des klärt die Bolizei.
Fraa Rauscher – wie Ebbelwoi und Grie Soß ist auch sie Kult in Frankfurt. "Rauscher" ist junger Apfelwein, der im Glas leise zischt. Der Überlieferung nach lebte die nach diesem Getränk benannte Frau im 19. Jahrhundert in der Klappergasse in Sachsenhausen. Dieser Stadtteil ist für seine vielen Kneipen bekannt. An einem Sonntagnachmittag fand man sie hier, auf der Straße liegend, mit einer Beule am Kopf. Ein übereifriger Polizeibeamter konstruierte einen Kriminalfall um die Frage, wer schuld war: der Ehemann oder der Apfelwein? Diese Akribie sorgte für Spott, später ging der Vorfall in das eingangs zitierte Apfelweinlied von Kurt Eugen Strouhs (Text) und Norbert Bruchhäuser (Vertonung) ein.
In gegenwärtiger Perspektive erscheint der Vorfall selbstverständlich weder banal noch lustig. Umso mehr aber vermag er Diskussionen zu Themen wie Alkoholismus und häusliche Gewalt anzuregen, die sich in Kneipen trefflich führen lassen... Und immerhin wird Fraa Rauscher in Frankfurt vielfach geehrt. Unter anderem durch das Denkmal, das die Form einer weiblichen Brunnenskulptur hat und seit 1961 in der Klappergasse steht. Als typische Sachsenhäuser Marktfrau dargestellt, trägt die Figur in der rechten Hand einen Krug und am linken Arm einen Korb. Doch wer den Brunnen besichtigt, sollte vorsichtig sein! Denn Fraa Rauschers flottes Mundwerk spuckt in zeitlichen Abständen Wasser auf die Schaulustigen.
Das weitere Leben der Fraa Rauscher in Frankfurts Bewusstsein ist vielgestaltig: Sie besucht die Frankfurter Eintracht und tritt als Ampelmännchen auf, ferner sind ein Apfelwein der Kelterei Possmann wie auch eine tägliche Glosse der Frankfurter Rundschau nach ihr benannt.
Text: Janine Hagemeister, 2017; Christine Taxer, 2023