Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Windskulptur

Objekt: Windskulptur
Standort: Mainufer Oberrad
Stadtteil: Oberrad
Künstler*in: Schilling, Stefan
Material: Stahl
Entstehung: 1991
Eigentum von: Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg

Am 5. November 1991 weihten Vertreter des Wasser- und Schifffahrtsamts Aschaffenburg unter Mitwirkung der damaligen Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch die kinetische Plastik Windskulptur ein. Sie steht auf der Mole im unteren Schleusenhafen gegenüber der Gerbermühle in Oberrad. Ursprünglich in einem leuchtenden Rot gestrichen, ähnlich dem der Bojen, haben Wind, Regen und Sonne die Farbe über die Jahre verblassen lassen. Die Arbeit geht auf den Bildhauer Stefan Schilling zurück, der im Herbst 1989 den ausgelobten Ideenwettbewerb unter acht ehemaligen Absolvent*innen der Städelschule gewonnen hatte.
Der Künstler spricht von einer „bewegten Plastik“. Während der schwere pyramidenförmige Sockel und die Gesamthöhe von über acht Metern Ruhe und Stabilität versprechen, können die Querarme ihre Position wechseln und sorgen im Wechselspiel mit dem Wind für ein immer anderes Auftreten. Ähnlich einem Fluss: Zwar ist sein Verlauf fixiert, sein Erscheinungsbild aber nie gleich, so Schilling in seinem Wettbewerbsvorschlag: „Das Wesen des Flusses schließt geradezu die stete Wandlung ein.“
Zwei Jahre dauerte es, bis fast drei Tonnen Stahl plus eine Viertel Tonne Edelstahl zusammengefügt waren – und bis die Windversuche abgeschlossen waren. Denn die Windfänger hatten einen Sturm von 150 Kilometer pro Stunde auszuhalten. Hierfür waren Berechnungen und umfangreiche Experimente notwendig, für die befreundete Experimantalphysiker*innen, Erich Kuhn und Andrea Legde, hinzugezogen wurden. In der zur Einweihung 1991 herausgegebenen Broschüre Stefan Schilling. Windskulptur geben sie ihre Sicht auf die Arbeit: "Was wir hier sehen, sind Bewegungsstrukturen, die nicht allein von außen aufgeprägt sind, sondern Bewegungen des Systems im System. Eine solche Art der Selbstorganisation spielt zum Beispiel bei der Wolkenbildung eine Rolle, vor allem aber auch im Wasserwirbelbereich hinter Hindernissen wie auch in der Oberflächenwellenstruktur eines Gewässers. Hier berühren sich also Geschehen an Skulptur und Standort." Sie schließen: "Glaubte man noch im 19. Jahrhundert optimistisch, die Welt mit den Gesetzen der Mechanik deterministisch erfassen zu können, so ist die neuere Forschung vorsichtiger geworden. In der modernen Physik findet bei der Untersuchung komplexer vernetzter Strukturen gerade dieses Grenzgebiet der selbstorganisierten Strukturen zwischen der totalen statistischen Unordnung und der klassischen gesetzmäßigen Bewegungsform großes Interesse und regt zu neuen Denkweisen an.“

Text: Kulturamt; Christine Taxer, 2023

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