In der Mitte des Denkmals steht auf einer Säule die Büste von Philipp Reis (1834–1874). Links und rechts davon stehen zwei unbekleidete junge Männer. Sehen können sie sich nicht, denn zwischen ihnen steht ja die Säule – was aber gar nichts ausmacht: Einen sichtlich angeregten Austausch ermöglicht ihnen ein Telefon!
Das von Friedrich Hausmann 1919 entworfene Philipp-Reis-Denkmal erinnert an den Erfinder des Telefons. Es steht in unmittelbarer Nähe des früheren, heute nicht mehr existierenden Frankfurter Physikalienvereins, in dem Reis sein neuartiges Gerät in einem öffentlichen Vortrag 1861 erstmals präsentierte. Als Physiklehrer am Friedrichsdorfer Institut Garnier tätig, interessierte er sich für die Fortentwicklung der elektrischen Nachrichtenübertragung über Distanz; eine solche Telekommunikation wollte er als Neuerung durch Sprachübermittlung durchführen, nicht mehr, wie in der Telegrafie, durch Zeichen. 1860 gelang ihm die Entwicklung eines solchen "Fernsprechgeräts" oder auch "Telephons". Nach dem ersten Zögern der wissenschaftlichen Fachwelt ging schließlich jedoch Alexander Graham Bell auch von Reis' Forschungen aus, sodass heute beide als die Erfinder des Telefons gelten.
Befremden innerhalb der wissenschaftlichen Fachwelt riefen auch die beiden nackten Männer hervor. Warum also sind sie hier gezeigt? "Wo der Jüngling auftaucht, kann der Fortschritt nicht fern sein", begründet Matthias Arning (Frankfurter Rundschau, 9.2.2009) die Entscheidung des Künstlers. Ergänzend könnte man hinzufügen: Ihre ausgesprochen sportlichen Körper versprechen Stärke und stehen damit für das große Potential der Erfindung. Oder – ganz anders: Nimmt die Darstellung einen der ungeheuren Vorteile des Telefons vorweg – den Kontakt nach außen bei gleichzeitigem Gelümmel auf dem heimischen Sofa, in welchem Aufzug auch immer?
Text: Christine Taxer, 2021