Objekt: | Gedenktafel für das Philanthropin in der Lichtigfeld-Schule |
Standort: | Hebelstraße |
Stadtteil: | Nordend |
Künstler*in: | Fischer, Bernd |
Material: | Sicherheitsglasscheibe mit schusssischerem Glasverbund |
Entstehung: | 2013 |
Aufstellung: | 2013 |
Eigentum von: | Lichtigfeld-Schule |
Das Philanthropin ist ein bedeutender Ort der Frankfurter Schulgeschichte und eng mit der jüdischen Gemeinde der Stadt verknüpft – früher wie heute. Die 1804 gegründete Lehranstalt stand jüdischen und nichtjüdischen Schüler*innen offen und erlangte überregionale Bedeutung. Als moderne Lehranstalt orientierte sie sich an den Werten der Aufklärung und der Emanzipation. 1908 zog die Schule in das Gebäude in der Hebelstraße.
Mit der nationalsozialistischen Diktatur wurde das Philanthropin systematisch an den Rand der Stadtgesellschaft gedrängt, ihre Angehörigen verfolgt und teilweise in den Konzentrationslagern ermordet. Einige Zeit bildete sie noch einen der wenigen Rückzugsorte des jüdischen Lebens in der Stadt, 1942 wurde sie nach dem bereits erfolgten zwangsweisen Verkauf des Gebäudes an die Stadt endgültig geschlossen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründete die Jüdische Gemeinde Frankfurt 1966 als erste in der Bundesrepublik wieder eine eigene Schule, die sie nach dem Rabbiner Isaac Emil Lichtigfeld benannte. 2016 zog sie in das historische Philanthropin-Gebäude.
Bereits 1986 war an der Grundschule der jüdischen Gemeinde im Westend eine Gedenktafel angebracht, die an das Philanthropin erinnerte. Bernd Fischer griff ihren Text auf und setzte ihn – in einer aktualisierten, ergänzten Fassung – auf eine Sicherheitsglasscheibe im Eingangsbereich der Lichtigfeld-Schule im Philanthropin.
Text der Tafel:
Das Philanthropin,
1804 gegründet, war die Schule der Israelitischen Gemeinde Frankfurts.
Als staatlich anerkannte Schule stand sie auch nichtjüdischen Schülern offen.
1908 zog die Schule von der Rechneigrabenstraße
in das neu errichtete Gebäude in der Hebelstraße.
Nach der Pogromnacht 1938 wurde die Schule auch zum Ort des
jüdischen Gemeindelebens. Rabbiner Leopold Neuhaus und Oberkantor Nathan Saretzki
leiteten im Philanthropin die letzten Gottesdienste der Frankfurter Juden.
Schüler und Lehrer des Philanthrophins wurden deportiert
und in den Vernichtungslagern ermordet.
1942 wurde die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen.
Nach einer wechselvollen Geschichte, in der das Haus
als Lazarett, Notunterkunft, Verwaltungssitz der Jüdischen Gemeinde,
Bürgertreff und Sitz des Dr. Hoch´s Konservatoriums diente,
ist es – benannt nach dem Rabbiner Isaac Emil Lichtigfeld – seit Oktober 2006
wieder Schule der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.
Text: Kulturamt, 2019