geb. 1887 in Kiew
gest. 1964 in New York
Nach dem Studium der Bildhauerei in Kiew arbeitete Alexander Archipenko als freier Künstler in Moskau. 1908 siedelte er nach Paris über. Statt, wie geplant, an der École des Beaux-Arts zu studieren, bildete er sich autodidaktisch im Louvre und anderen Museen weiter und erfuhr hierbei eine ganz eigene Prägung. Gleichzeitig vernetzte er sich mit den Künstlerkolleg*innen vor Ort. In den folgenden Jahren nahm Archipenko an zahlreichen Ausstellungen teil, sowohl in Paris als auch im Ausland. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte dann der internationale Durchbruch. 1921 zog Archipenko nach Berlin, 1923 nach New York. Ab den 1950er Jahren zählte er zu den prominentesten Bildhauern der westlichen Welt und ist hier, damals wie heute, in allen wichtigen Museen und Ausstellungen zur Moderne vertreten.
Archipenkos große Bekanntheit verdankt sich vor allem seinem Schaffen als kubistischer Bildhauer. Ab 1909 beschäftigte er sich mit dem gerade aufkommenden Kubismus, der von Pablo Picasso, Georges Braque und André Derain im Medium der Malerei angestoßen worden war. Als Gründungswerk gilt Picassos Gemälde Les Demoiselles d'Avignon (1906–07). Die Bedeutung des Kubismus für die Kunst kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Mit ihm veränderten sich Natur und Begriff der Malerei selbst, und er leitete die Klassische Moderne im 20. Jahrhundert ein. Die Malerei vorher zielte darauf, mit ihren Mitteln eine Illusion zu schaffen – durch Zeichnung und Farbe entstanden räumlich aufgefasste Darstellungen der Welt. Im Kubismus wird nun nicht mehr ein Schein der Welt erstellt; vielmehr geht es darum, den Raum eines Gemäldes formal zu gliedern und Gegenstände auf geometrische Grundformen zu abstrahieren. Diese Prinzipien übertrug Archipenko in das Medium der Skulptur und wird seither als ein Pionier der Moderne angesehen. Während sich auf Gemälden die Körper in geometrische Formen auflösen, wirken Archipenkos Figuren in Fragmente zerlegt: Spitzwinklige Gliedmaße sind an rechteckige Rümpfe montiert, und aus umgestürzten Kegeln werden Leiber mit Kugelköpfen und dreieckigen Beinen.
Auch die Skulpto-Malerei entwickelte Archipenko. Hier werden aus verschiedenen Materialien reliefierte Bilder oder farbige Reliefs erstellt. Durch die Aneignung malerischer Verfahren setzen sich Archipenkos Assemblagen über die traditionellen Techniken der Bildhauerei – Modellieren und Wegnehmen – hinweg.
Text: Christine Taxer, 2023