Objekt: | Ikh bin a kleyner dreydl (Gedenkstätte für das jüdische Kinderhaus in der Thoma-Straße) |
Standort: | Hans-Thoma-Straße |
Stadtteil: | Sachsenhausen |
Künstler*in: | Pettersson, Filippa |
Material: | Bronze |
Entstehung: | 2016 |
Aufstellung: | 2017 |
Eigentum von: | Stadt Frankfurt, Kulturamt |
"Ikh bin a kleyner dreydl": Das ist die erste Zeile eines jiddischen Kinderlieds und der Titel einer Bronzeskulptur von Filippa Pettersson. Der Entwurf für diese Skulptur ging 2016 aus einem eingeladenen Wettbewerb hervor. Aufgabe war es, einen dauerhaften Erinnerungsort zu schaffen: für das jüdische Kinderhaus in der Hans-Thoma-Straße 24 und für all die Kinder und Betreuer*innen, die dort lebten und die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und Opfer der Shoah wurden. Die gewünschte Gedenkstätte sollte aus einem Kunstwerk und einer Texttafel bestehen, und es sollte möglich sein, sie in Veranstaltungen der gegenüberliegenden Schule einzubeziehen. 2017 wurde Petterssons Konzept realisiert und dafür der Platz neu gestaltet, in Kooperation zwischen der Künstlerin, dem Stadtplanungsamt und dem Amt für Straßenbau und Erschließung.
Für ihre Skulptur wählte Pettersson das Motiv eines Dreidels: eines Kreisels, mit dem Kinder traditionell zu Chanukka, zum jüdischen Lichterfest, spielen. Wie das Würfelspiel ist dieses Spiel ein Glücksspiel – weder Einsatzbereitschaft noch Geschicklichkeit sind ausschlaggebend. Chanukka ist ein Familienfest, das der Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem gedenkt – und damit das Ende der Verfolgung all jener feiert, die für ihre Traditionen, ihre Selbstbestimmung, ihre eigene Identität und für das Weiterleben ihres Glaubens gekämpft haben.
Durch seine Größe und lebendige Materialität wird der Dreidel im Stadtraum zum magischen Objekt. Und wer dem – kindlichen – Drang nachgeht, ihn anzufassen und mit der Hand zu erkunden, wird entdecken, dass jemand mit dem bloßen Finger Namen in das Dach des Dreidels geschrieben hat – als hätten Bruno, Rolf, Judith, Lea und all die anderen Kinder aus dem Kinderhaus sich selbst an einem geheimen Ort verewigt.
Text: Jessica Beebone, 2017; Christine Taxer, 2021
Mehr zum Objekt:
Frankfurt 1933-1945
Platz der vergessenen Kinder
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"Ikh bin a kleyner dreydl" is the first line of a Yiddish children's song and the title of a bronze sculpture by Filippa Pettersson. The concept for this memorial was chosen in 2016 from a number of designs submitted to a competition, the aim of which was to create an enduring place of remembrance, comprising a work of art and a commemorative plaque. The sculpture commemorates the Jewish children's home at Hans-Thoma-Strasse 24, and is dedicated to the memory of all the children that lived in this home and those who looked after them, who were persecuted by the Nazis and became victims of the Shoah.
The motif that Filippa Pettersson chose for her sculpture is that of the dreidel - a spinning top that children still play with today during the Festival of Lights, Hannukah. Like throwing dice, the dreidel game is a game of chance. It is not about accomplishment or skill. Hannukah is a family holiday, the history of which goes back to the reign of Alexander the Great. It celebrates the end of the persecution of those who heroically fought to maintain the traditions, autonomy, identity, and faith of the Jews.
In this urban context, the sheer size and vitality of the Dreidel sculpture makes it a magical object. Anyone who succumbs to the - very childlike - impulse to touch the dreidel and explore it with their hands will discover that each name on the top of the dreidel appears to have been traced there by someone's bare fingers. Almost as if Bruno, Rolf, Judith, Lea, and all the other children who lived here had secretly immortalized themselves by inscribing their names in a secret place of their own.
Text: Cultural Office
For more information visit:
Frankfurt 1933-1945
Platz der vergessenen Kinder