Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

van Bruggen, Coosje / Oldenburg, Claes

Coosje van Bruggen
geb. 1942 in Groningen
gest. 2009 in Los Angeles

Claes Oldenburg
geb. 1929 in Stockholm
gest. 2022 in New York

Coosje van Bruggen studierte Kunstgeschichte in Groningen. Zwischen 1967 und 1971 arbeitete sie am Rijksmuseum in Amsterdam, bis sie 1971 einen Lehrauftrag an der Kunstakademie in Enschede erhielt. 1976 arbeitete sie erstmals mit Claes Oldenburg zusammen, im folgenden Jahr heirateten sie. Ab den frühen 1980er Jahren war van Bruggen auch als unabhängige Kuratorin und Kunstkritikerin tätig, so war sie 1982 im Auswahlkomitee der documenta 7.

Als Sohn eines Diplomaten verbrachte Claes Oldenburg die meisten Jahre seiner Kindheit in den Vereinigten Staaten. Von 1946 bis 1950 studierte er englische Literatur und Kunst an der Yale University in New Haven. Es folgte ein Kurs am Art Institute in Chicago. Hier arbeitete Oldenburg als Polizeireporter, bis er sich endgültig der Kunst zuwandte und 1956 nach New York City übersiedelte. Er bewegte sich in einem künstlerischen Umfeld und traf unter anderen Happening-Künstler wie Alan Kaprow und Jim Dine. 1959 gründete er mit Letzterem, Marc Ratcliff und Tom Wesselmann die Judson Gallery der Judson Memorial Church. Hier fand auch eine seiner ersten Ausstellungen, The Street, statt; er zeigte ein Environment, ein ranziges Set aus Pappe und Jute, das eine Straßenszene zeigte. Zu diesem Anlass formulierte der spätere Mit-Hauptvertreter der Pop Art, was er jetzt, 1960, unter Popkultur (popular culture) verstand: den von der Stadt produzierten Lärm und Dreck; Asphalt, Beton, Teer, Metall; die "Primitiven von heute", nämlich Kinder, Arme, Abgedrehte, Gescheiterte (so Georg Imdahl in seinem Nachruf in der SZ, 18.07.2022; letzter Zugriff 12.03.2024).
Neben dem städtischen Treiben interessierte sich Oldenburg zunehmend auch für die Konsumwelt und fertigte erste Objekte: Kleidungsstücke, Kaffeetassen, Kuchen – farbig gefasste Montagen aus  Pappmaché und im Müll gefundenen Materialien. In den frühen 1960er Jahren begann er, mehrere Versionen desselben Sujets zu schaffen – eine Hard Version, eine Soft Version und/oder eine Ghost Version etwa – und diesem also unterschiedliche (emotionale) Anmutungen zu verleihen; ein Ansatz, der die zeitgenössische Skulptur um eine entscheidende Variante bereicherte. Ein Beispiel von 1966: die Soft Toilet aus knautschigem Latex, die libidinöse Assoziationen anregt, die geisterhafte Soft Toilet – Ghost Version aus weiß getünchtem Leinen und die Toilet – Hard Model, aus mit weißem Lack bemalter Pappe, die hart und konkret, scharfkantig und nackt wirkt (vgl. Imdahl im oben genannten Nachruf).
Etwas später kamen die Arbeiten hinzu, die man heute in erster Linie mit dem Namen Claes Oldenburg und seiner Spielart der Pop Art verbindet: Objekte im öffentlichen Stadtraum, die Gebrauchsdinge wie Wäscheklammern, Sicherheitsnadeln und Zahnbürsten in riesenhaften Dimensionen wiedergeben. In der Perspektive der kunstgeschichtlichen Einordnung formuliert: Diese Arbeiten sind mit den parallel entstandenen Werken der Pop Art, etwa von Andy Warhol und Roy Lichtenstein, darin verbunden, dass man auf Gegenstände aus Alltag und Konsumwelt rekurrierte und diese in den Kunstkontext überführte; gemeinsam ist außerdem die Verfremdung dieser Gebrauchsdinge, hier als Monumentalisierung. Allerdings hatte dies bisher hauptsächlich in der Grafik und in der Malerei stattgefunden – Oldenburgs wichtiger Beitrag besteht darin, dieser Kunstrichtung nun auch die Skulptur erschlossen zu haben.
Die Teilnahme an renommierten Kunstschauen dokumentiert den internationalen Durchbruch Oldenburgs; so war er 1964 und 1968 zur Biennale di Venezia eingeladen, 1968, 1972, 1977 und 1982 zur documenta nach Kassel. Eine erste Retrospektive fand 1966 im Moderna Museet in Stockholm statt, es folgte die große Retrospektive, die 1969/1970 im Museum for Modern Art in New York, im Stedelijk Museum in Amsterdam, in der Kunsthalle Düsseldorf und der Tate Gallery in London zu sehen war. Arbeiten des Künstlers sind in zahlreichen großen Museen vertreten.
Ab 1976 entwickelten van Bruggen und Oldenburg zahlreiche Großskulpturen in Kooperation. Ausgewählte Beispiele in Deutschland sind Giant Pool Balls (1977, zu den Skulptur.Projekten) in Münster, Spitzhacke (1982, zur documenta) in Kassel, Inverted Collar and Tie (1994) in Frankfurt und Dropped Cone (2001) in Köln. 

Text: Christine Taxer, 2023

Mehr zu den Arbeiten des Künstlerpaars: Website van Bruggen / Oldenburg

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