Objekt: | Gedenkstele für Paul Arnsberg |
Standort: | Paul-Arnsberg-Platz |
Stadtteil: | Ostend |
Künstler*in: | Strugalla, Clemens |
Material: | Edelstahl |
Entstehung: | 2011 |
Aufstellung: | 22. Mai 2011 |
Eigentum von: | Stadt Frankfurt |
Paul Arnsberg (1899–1987) war einer der wichtigsten Historiker des jüdischen Lebens in Frankfurt vor dem Zweiten Weltkrieg und dem nationalsozialistischen Regime. Der promovierte Jurist entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Frankfurt und wuchs im Ostend auf. Seit 1924 war er Mitglied der zionistischen Gemeinde. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme musste Arnsberg nach Palästina flüchten. Dort schrieb er für den Jewish Chronicle und andere deutsch- und englischsprachige zionistische Zeitungen. Als Arnsberg 1958 nach Deutschland zurückkehren konnte, unterstützte er den Wiederaufbau der hiesigen jüdischen Gemeinde und bemühte sich hochengagiert um die Dokumentation des jüdischen Lebens im Frankfurter Ostend vor der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur.
Paul Arnsbergs Publikationen sind wissenschaftliche Standardwerke, dazu zählen etwa Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang, Untergang, Neubeginn und Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Zudem war Paul Arnsberg für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und verschiedene Rundfunkanstalten tätig. Für seine publizistische Arbeit erhielt er von der Stadt Frankfurt hohe Auszeichnungen. Nach dem Tod von Paul Arnsberg führte seine Witwe Rosl Arnsberg (1908–2010) sein dokumentarisches Werk fort, um die Erinnerung an das jüdische Leben in Frankfurt zu bewahren.
Für die künstlerische Gestaltung der Gedenkstele wurde Clemens Strugalla beauftragt. An der dreieckigen Stele aus Edelstahl befinden sich eine Texttafel mit einem Porträt von Paul Arnsberg sowie ein Bilderfries mit einer Reihe stilisierter Motive, die jüdisches Leben und Paul Arnsbergs Stiftungsaktivitäten versinnbildlichen. Früchte (Granatapfel, Feige, Oliven, Trauben) symbolisieren das Erntefest Schawuot, Palmwedel und die Zitrusfrucht Etrog stehen für das Laubhüttenfest Sukkot und Musiker in Narrenkleidung verweisen auf das Purimfest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Das Bild speisender Menschen und die Buchstaben JSUPA verweisen auf die ehemalige Israelische Suppenanstalt, eine karitative Einrichtung im Ostend. Strugulla ging es darum, einen Bogen zu spannen: von Arnsbergs Biografie über die Geschichte des Ostends hin zu der aktuellen Bedeutung des Aufstellungsorts, des Paul-Arnsberg-Platzes, der heute als Markt- und Festplatz genutzt wird. Mit der Wahl des Dreieckwinkels wollte der Künstlers ein Gegengewicht gegen die horizontale Ausdehnung des Platzes schaffen. Und auch die relativ niedrige Höhe der Stele ist kein Zufall: Sie soll die eingravierten Bildergeschichten auch für Kinder lesbar machen.
Die Anfertigung und Aufstellung einer Stele zum Gedenken an Paul Arnsberg wurde vom Ortsbeirat 4 angeregt und mitfinanziert. Realisiert wurde das Projekt mit der Unterstützung der Henry und Emma Budge-Stiftung, in der Paul und seine Witwe Rosl Arnsberg ihre letzten Lebensjahre verbrachten, sowie der Jüdischen Gemeinde, des Instituts für Stadtgeschichte, des Jüdischen Museums und des Kulturamts.
Text: Kulturamt
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Weitere Literatur:
Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel. Buch zur Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2000.
Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang, Untergang, Neubeginn. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1971.
Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Verlag Eduard Roether, Darmstadt 1983.