Objekt: | Wollheim-Memorial |
Standort: | Goethe-Universität Campus Westend |
Stadtteil: | Westend |
Künstler*in: | Blum, Heiner |
Material: | Massiv gebauter Pavillon und 13 Bildtafeln |
Entstehung: | 2008 |
Aufstellung: | November 2008 |
Eigentum von: | Goethe-Universtität |
Am Rande des heutigen Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität steht ein Pavillon, das ehemalige Pförtnerhäuschen, in dem seit 2008 das Wollheim-Memorial untergebracht ist. Norbert Wollheim (1913–1998) war zeitlebens sozial engagiert und auch an der Organisation der Kindertransporte nach England 1938/39 beteiligt. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert. Hier wurde er ins KZ Buna/Monowitz geschickt: in das firmeneigene Konzentrationslager der Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG; die hier untergebrachten Häftlinge, zumeist Juden, mussten auf dem Werksgelände der I.G. Auschwitz Zwangsarbeit leisten. Einer der weltweit größten Chemie- und Rüstungskonzerne, hatte sich die I.G. Farben ab 1933 der nationalsozialistischen Politik im In- und Ausland rasch angepasst und gestaltete diese aktiv mit. Entsprechend wurden im Nürnberger Prozess gegen den Konzern 1947/48 führende Mitarbeiter angeklagt. Auf der Gegenseite stehend, war Wollheim mit Aussagen an verschiedenen Prozessen beteiligt, schließlich verklagte er die I.G. Farben auf Entschädigung für entgangenen Arbeitslohn und Schadensersatz. Dieser Prozess führte zur ersten Entschädigungszahlung eines deutschen Unternehmens an ehemalige Zwangsarbeiter.
Insbesondere vor diesem historischen Hintergrund ist die von Heiner Blum konzipierte Holocaust-Gedenkstätte Wollheim-Memorial an einem bedeutungsvollen Ort untergebracht: am ehemaligen Hauptsitz der I.G. Farben. Über dem Eingang ist die Häftlingsnummer Wollheims angebracht, an der Wand ein Zitat von ihm: "Wir sind gerettet, aber wir sind nicht befreit." (26.8.1945). Zwei interaktive Bildschirme bieten Videointerviews mit Überlebenden des KZ Buna/Monowitz, die um eine Website mit einführenden und vertiefenden Informationen ergänzt werden. Hinzu kommen Zeugnisse zur justiziellen Aufarbeitung des Holocaust und der Entschädigung von Zwangsarbeit sowie zu Formen des Gedenkens und der Zeitzeug*innenschaft.
Text: Christine Taxer, 2021