Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Kriegsdenkmale


Von Heldenverehrung zum Opfergedenken

Infolge des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 entstand erstmals eine große und überall in Deutschland vertretene Zahl von Kriegsdenkmalen. Man errichtete sie in Gemeinden und Stadtteilen, die Kriegsteilnehmer entsandt hatten, und bezog alle – vom Offizier bis zum einfachen Soldaten – in die Ehrung ein. Häufig werden die Toten und Vermissten namentlich genannt: Das sind die Kriegerdenkmale im wörtlichen Sinne. Frankfurter Beispiele sind die Objekte in Bornheim und in Fechenheim. Sie zeigen Siegesdekor: Ganz prominent in beiden Fällen ist der Obelisk (siehe hierzu auch das Einheitsdenkmal auf dem Römer).
Einen ganz anderen Charakter haben die frühen sich auf den Ersten Weltkrieg beziehenden Objekte: angesichts der sehr viel höheren Totenzahlen und der veränderten historischen Situation – der Krieg war verloren, das Kaiserreich untergegangen, die Armee aufgelöst. Häufig sind lediglich die Gefallenen aufgelistet, und nun stand das Totengedenken im Vordergrund, dem die vielfach aufzufindende christliche Symbolik entspricht. In Frankfurt finden sich einige dieser Monumente auf Friedhöfen der Stadtteile, unter anderem in Griesheim. Teilweise werden auch kritische Töne angeschlagen, etwa bei den Objekten in Bockenheim und in Höchst, Der Krieg. Ein Kriegsdenkmal und Kunstwerk von höchster Qualität ist die Heldenklage von Benno Elkan, die man 1920 im Auftrag der Stadt aufstellte. Die die christliche Bildformel der Pietà aufrufende Klagegruppe ist ein Bild universeller Trauer. Entsprechend ist das Objekt "den Opfern" gewidmet – womit die Grenzen zwischen den Nationen sowie Siegern und Unterlegenen aufgehoben sind und nicht nur die Kämpfenden, sondern konsequent alle unter dem Krieg Leidenden in das Gedenken eingeschlossen werden.
Allerdings setzte bereits in den 1920er Jahren ein Trend ein, der die Kriegsverherrlichung des Nationalsozialismus vorwegnahm. Darauf weisen beispielsweise heroisierende Bilder von Kämpfern in antikischen Formen. Dieser Trend hatte sich bis 1933 durchgesetzt. Die nun errichteten Denkmale für den Ersten Weltkrieg stellten die Forderung nach Opferbereitschaft und Heldentod in den Vordergrund und kündeten von Kampfeslust und Siegesgewissheit. Häufig wurden früher entstandene Kriegsdenkmale sozusagen überarbeitet. Infolge dieses revisionistischen Blicks auf den Ersten Weltkrieg wurde jungen deutschen Männern das Kämpfen als anzustrebendes Ziel nahegelegt. Ein Frankfurter Beispiel ist das Objekt in der Taunusanlage von 1938. Aus einer großräumigen Anlage bestehend, ist ihr unter anderem eine Gedenktafel eingefügt, die die "Taten und Opfer" der Soldaten des 2. Naussauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 63 1914–1918 aufruft und an "Pflichterfüllung und Kameradschaft" erinnert. Nahe der Heldenklage befindlich, lassen sich beide Objekte im Vergleich betrachten.
Nach 1945 errichtete man neue Kriegsdenkmale nur sehr vereinzelt, meist wurden bereits bestehende Monumente für die Toten 1914–1918 um das Gedenken an die Toten 1939–1945 erweitert. Meist sah man die Gefallenen als Opfer, und die Denkmale erhielten oft den Charakter eines Mahnmals für den Frieden. Für Frankfurt sind beispielsweise die Objekte in Eckenheim und Seckbach zu nennen. Eine umfangreiche Umgestaltung erfuhr das Kriegsdenkmal im Rödelheimer Brentanopark: Das 1937 im nationalsozialistischen Geist errichtete Objekt umfasste die Bronzefigur eines Kämpfers, die aber bereits 1941 als "Metallspende" eingeschmolzen wurde; 1982 stellte man ein harmloses Relief auf den bis dahin leeren Sockel – was zu einigen Kontroversen über einen solch unsensiblen Umgang mit der Geschichte führte.

Text: Christine Taxer, 2024
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