Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Erinnerungsstätte für den ersten Auschwitzprozess im Saalbau Gallus

Objekt: Erinnerungsstätte für den ersten Auschwitzprozess im Saalbau Gallus
Standort: Frankenallee
Stadtteil: Gallus
Künstler*in: Sander, Michael
Material: Stahl, Panzerglas
Entstehung: 1993
Eigentum von: Saalbau GmbH

Im heutigen Bürgerhaus Saalbau Gallus ist eine Dauerinstallation von Michael Sander zu sehen. Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess, die "Strafsache gegen Mulka und andere", hatte seinen Auftakt am 20. Dezember 1963 im Römer und wurde hier, im Saalbau Gallus, von April 1964 bis August 1965 fortgeführt und beendet. Über 300 Zeugen, darunter 211 Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, sagten im Prozess gegen 22 Angeklagte aus. 1965 wurde der Saalbau Gallus der Bevölkerung als Bürgergemeinschaftshaus übergeben und dient heute als Stätte der Begegnung.

Zum 30. Jahrestag des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses wurde Sanders Installation errichtet. Sie besteht aus drei sich aufeinander beziehende Plastiken: Auf den Treppenstufen vor dem Saalbau befindet sich eine 2,5 Meter hohe Metallskulptur auf einem keilförmigen Sockel. Die Stele besteht aus korridierten Stahlplatten, die mit Spanstiften überzogen sind. Nach oben hin biegen sich die Platten nach außen und erinnern an ein Kapitell. Zwischenräume an den Ecken der Stele lassen das Innere der Stele sichtbar werden: Ein Gerüst hält die vier Platten aneinander. Zudem ist schemenhaft ein opaker Glasquader zu erkennen.
Lässt man die Metallstele hinter sich und geht in das Foyer des Saalbaus, so läuft man durch zwei tiefwandige, mit Cortenstahl verkleidete Durchgänge. Eine hohe Glasscheibe gibt den Blick frei auf eine edelstahlumkleidete Laibung. Bedrohliche Spitzen eines nach innen gerichteten Reliefs aus Spanspitzen werden hier sichtbar.
Im Foyer befindet sich ein Gestell aus Edelstahl. Die grazile Form bezieht sich auf den geschützten Glasquader der Metallstele außerhalb des Gebäudes.
Sanders Installation begleitet den Besucher beim Hinein- und Hinausgehen. Erinnert wird an den bedeutenden Weg, den die Zeug*innen nahmen, um ihre Aussagen im Auschwitz-Prozess zu machen. "Die Installaton bildet Verhältnisse ab zwischen Innen und Außen, zwischen Schutz und Einsperrung, zwischen Erinnerung und Aktualität, zwischen Ausschluss und Einschluss und das Verhältnis zwischen den Verhältnissen" (so Michael Sander in: Die Gedenkinstallation am Saalbau Gallus).
Im Foyer können mit Hilfe einer Medieninstallation die Aussagen der damaligen Zeugen gehört werden. Auf diese Weise bleiben die Stimmen der Zeug*innen an dem Ort präsent, an dem in Deutschland das erste Mal die Verbrechen des Holocaust vor Gericht verhandelt wurden.

Text: Kulturamt

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