Kunst im öffentlichen Raum Frankfurt

Frankfurter Engel oder Mahnmal Homosexuellenverfolgung

Objekt: Frankfurter Engel oder Mahnmal Homosexuellenverfolgung
Standort: Klaus-Mann-Platz
Stadtteil: Innenstadt
Künstler*in: Trockel, Rosemarie
Material: Bronze
Entstehung: 1994
Aufstellung: 11.12.1994
Eigentum von: Stadt Frankfurt, Kulturamt

Schon aus der Entfernung berührt der Frankfurter Engel mit seiner Anmut und seiner Zerbrechlichkeit. Nicht nur, weil das himmlische Wesen einen Fremdkörper inmitten der Stadt bildet. Auch weist die Figur tatsächlich Verletzungen auf: Ihre Flügel sind gestutzt, und ihr Kopf ist verdreht. Das ist gewollt. Die Vorlage, ein Engel vom Kölner Dom, wurde in Wachs reproduziert; und dieser Wachsfigur schlug die Künstlerin den Kopf ab und setzte ihn leicht verschoben wieder auf, bevor die Skulptur in Bronze gegossen wurde. So wird das Leid der Homosexuellen im Nationalsozialismus anschaulich.
Doch ihr Anliegen geht weiter. Denn Homosexualität war auch im Nachkriegsdeutschland kriminalisiert, sodass die Betroffenen lange Zeit nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt wurden. Der Paragraf 175, dessen Verschärfung 1935 den Beginn der systematischen Verfolgung markiert, entfiel erst 1994. Entsprechend lautet der Text am Sockel: "Homosexuelle Männer und Frauen wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Die Verbrechen wurden verleugnet, die Getöteten verschwiegen, die Überlebenden verachtet und verurteilt. Daran erinnern wir in dem Bewusstsein, dass Männer die Männer lieben und Frauen die Frauen lieben immer wieder verfolgt werden können."
Das 1994 aufgestellte Denkmal ging aus einem Wettbewerb hervor, den die Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung e.V. mit Unterstützung der Stadt Frankfurt organisierte. Die seit 1989 aktive Bürgerinitiative tritt mit den Anliegen an die Öffentlichkeit, die lokale Geschichte der Verfolgung von Homosexuellen zu erforschen, einen Gedenkort zu schaffen und die "Gegenwart homosexuellen Lebens in dieser Stadt in das Bewußtsein ihrer Bürger zu rücken als einen selbstverständlichen und unverzichtbaren Bestandteil städtischer Kultur". Entsprechend umfasste der Wettbewerb die Gestaltung auch des nach Klaus Mann benannten Platzes, der im Zentrum der homosexuellen Kultur und Subkultur wie auch nahe des Gerichts liegt.

Text: Christine Taxer, 2021

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