Objekt: | Läuferin am Start Stadion |
Standort: | Waldstadionbad |
Stadtteil: | Sachsenhausen |
Künstler*in: | Werner, Richard Martin |
Material: | Bronze |
Entstehung: | 1938 |
Eigentum von: | Stadt Frankfurt |
Die von Richard Martin Werner geschaffene Läuferin aus Bronze kniet in Startposition. Werner schuf die Figur für die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin, die von rechter Propaganda bestimmt waren und zur internationalen Selbstdarstellung des nationalsozialistischen Regimes dienten.
Für die Läuferin am Start soll die Sportlerin Emmi Haux, der in den 1920ern Weltrekorde im Speerwurf und Sprint gelangen, Modell gestanden haben. Beim die Olympiade begleitenden Kunstwettbewerb erhielt sie eine Bronzemedaille. In diesem Zusammenhang ist das Gesamtwerk des Künstlers spannend. Werner schuf während des Dritten Reichs viele Figuren, vor allem Frauenakte. Zwei von ihnen, Die Stehende und Die Liegende, befanden sich im Besitz Adolf Hitlers. Weiterhin stellte Werner seine Werke mehrfach auf der Großen Deutschen Kunstausstellung aus (1937–1944, Haus der Deutschen Kunst in München).
Sein heute wohl bekanntestes Werk ist Die Baumpflanzerin: eine Frau, die einen Eichensetzling pflanzt. Sie zierte bis zur Einführung des Euro die Rückseite des 50-Pfennig-Stücks und entstand im Zuge der Währungsreform 1948. Auftraggeber für die Gestaltung der Münze war die Bank deutscher Länder. Das Pflanzen der Eiche steht hier symbolisch für den wirtschaftlichen Neuanfang Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht sollte damit auch in Werners Schaffen ein Neuanfang markiert werden. Er starb allerdings noch vor der Prägung der ersten 50-Pfennig-Stücke im Alter von 46 Jahren.
1938 kam die Läuferin am Start nach Frankfurt. Hier fand sie ihren Platz vor dem Stadion, das bis ins Jahr 2002 eine Laufstrecke besaß. Heute erinnert die Figur auch daran, wie apodiktisch der Nationalsozialismus auch das Verständnis von Kunst und Kultur dominierte.
Text: Ann-Katrin Schafhauser, 2018