Objekt: | Das Waisen-Karussell (Mahnmal für die Kindertransporte 1938/1939) |
Standort: | Gallusanlage |
Stadtteil: | Bahnhofsviertel |
Künstler*in: | Bartana, Yael |
Material: | Lerchenholz, Stahl |
Entstehung: | 2021 |
Aufstellung: | Eingeweiht am 2.9.2021 |
Eigentum von: | Stadt Frankfurt, Kulturamt |
Auch in Frankfurt entschieden sich viele jüdische Familien unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung für den Gang ins Exil. Doch nahmen die meisten Länder nur eine begrenzte Zahl von Geflüchteten auf und die Hürden zur Einreise waren hoch. 1938 bot sich den verzweifelten Menschen die Möglichkeit, zumindest ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Die Kindertransporte brachten etwa 20.000 Kinder ins sichere Ausland, zum Großteil nach Großbritannien. Der Frankfurter Hauptbahnhof war ein wichtiger Ausgangspunkt dieser Fahrten.
The Orphan Carousel / Das Waisen-Karussell thematisiert die Leerstelle, die nach der hoffnungsvollen wie auch schmerzlichen Abreise dieser Kinder zurückblieb. Das Mahnmal ist einem Holzkarussell im alten Stil nachempfunden, das in Variationen noch heute auf Kinderspielplätzen zu finden ist. Es ist als Karussell nutzbar, allerdings nur mit Mühe zu drehen.
In die Seitenwände sind drei Sätze eingraviert: "Auf bald, mein Kind", "Auf Wiedersehen, Mutter", "Auf Wiedersehen, Vater" – Worte des Abschieds also, die voller Freude auf ein Wiedersehen sind. Die Eltern trösteten ihre Kinder – und auch sich selbst – mit der Annahme, dass die Trennung nur für kurze Zeit sein werde. Doch war es häufig ein Abschied für immer, da die meisten Zurückgebliebenen in den Vernichtungslagern der Nationalsozialist*innen ermordet wurden.
Das Mahnmal ist den Kindern und ihren Familien gewidmet, die 1938/39 voneinander getrennt wurden. Doch es lässt auch an die vielen Kinder und Jugendlichen von heute denken, die ihre Familien in der vom Krieg gezeichneten Heimat zurücklassen müssen.
Die Errichtung eines Mahnmals für die Kindertransporte wurde von "Kindertransport-Kindern" initiiert. Der Entwurf von Yael Bartana konnte sich in einem von der Stadt Frankfurt ausgelobten Wettbewerb durchsetzen, das Mahnmal wurde im September 2021 errichtet.
Die Stadt Frankfurt dankt allen, die das Projekt ideell und finanziell unterstützt haben: dem Ortsbeirat 1 und privaten Spender*innen, außerdem maßgeblich der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung zu Frankfurt am Main, der Dr. Marschner Stiftung, der EKHN Stiftung, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der Hessischen Kulturstiftung, der Nassauischen Sparkasse und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main.
Text: Kulturamt, 2021
Vom 2. September 2021 bis zum 15. Mai 2022 fand zum Thema eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek mit dem Titel Kinderemigration aus Frankfurt statt. Mehr dazu unter: Deutsche Nationalbibliothek
Weitere Informationen zu den Kindertransporten: Jüdisches Leben Frankfurt, Frankfurt 1933–1945