Objekt: | Am Wasser |
Standort: | Goethe-Universität Campus Westend |
Stadtteil: | Westend |
Künstler*in: | Klimsch, Fritz |
Material: | Bronze |
Entstehung: | 1930 |
Eigentum von: | Land Hessen |
Läuft man über den Campus Westend der Goethe-Universität, stößt man zwischen Poelzig-Bau (benannt nach seinem Planer Hans Poelzig) und Casino auf eine Bronzefigur: auf einen Akt von Fritz Klimsch, einem Sohn der Frankfurter Künstler- und Unternehmerfamilie Klimsch. Die Frau sitzt mit überschlagenen Beinen auf der Balustrade vor der Treppenanlage, wendet den Kopf und schaut auf das Wasser, das unter ihr aus einem künstlich angelegten Wasserfall fließt und sich in einem Bassin sammelt. Die Skulptur lässt durch ihre Haltung aus keiner Perspektive die Nähe des Betrachters zu.
Als nicht zufällig muss die Platzierung der 1930 entstandenen Figur am Wasser gelten: Wasser ist hier als Symbol weiblicher Fruchtbarkeit zu lesen. Denn auf diese Weise repräsentiert der kraftvolle, aber auch anmutige Frauenkörper ein Schönheitsideal, das sich im Laufe der 1930er Jahre als tonangebend durchsetzte. Im Nationalsozialismus zählte Klimsch zu den wichtigsten Künstler*innen des Regimes, zum Beispiel war er 1937 bis 1944 in der Großen Deutschen Kunstausstellung in München mit 20 Objekten prominent vertreten.
Zeitgleich mit der Entstehung des Werks befand sich der Poelzig-Bau noch in der Entstehung. Genannt auch "IG Farben-Haus", denn hier hatte die Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG ihren Hauptsitz. IG Farben war während des Dritten Reichs das größte europäische Unternehmen und das viertgrößte Unternehmen der Welt. Der Chemiekonzern kooperierte mit der NS-Diktatur und war u.a. maßgeblich an der Produktion des Gifts Zyklon B beteiligt, das zum industriell organisierten Massenmord eingesetzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die US-Armee das Gebäude bis 1994 und richtete hier ihr Hauptquartier ein. Seit dem Jahr 2000 ist es Teil des neuen Campus Westend der Goethe-Universität. Mit dem Einzug der Studierenden in die neuen Räumlichkeiten begann auch die verstärkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des Gebäudes und dem namensgebenden Chemiekonzern.
Text: Ann-Katrin Schafhauser, 2018
Weitere Informationen: Zukunft braucht Erinnerung